Moorschutz und Biodiversität zusammendenken

Moorschutz und Biodiversität zusammendenken

Der Schutz von Mooren wird meist im Kontext des Klimaschutzes thematisiert. Neben der wichtigen Funktion als Kohlenstoffspeicher sind landwirtschaftlich genutzte Moorflächen aber auch eine Biodiversitätsoase und wichtiger Schutzraum für seltene Arten – sofern möglichst ganzjährig hohe Wasserstände eingehalten werden. Wenn Moor- und Biodiversitätsschutz in der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung zusammengedacht werden, können schon mit kleinen Maßnahmen große Effekte erzielt werden.

Er schob mal Schnee in den Alpen, jetzt bewirtschaftet das umgebaute Raupenfahrzeug von Juliane und Sebastian Petri (Moorhofer Grünlandhof) im Rhinluch angestaute Niedermoorflächen, die mit normaler Technik nicht befahrbar sind. Die leichte „Moorraupe“ der Petris ist an die sensiblen nassen Moorflächen angepasst. Sie mäht, schwadet und presst wie ein Traktor, ist aber leichten Fußes, mit geringem Bodendruck, unterwegs.

Die Petris, deren Betrieb ein Demonstrationsbetrieb im Naturschutzprojekt der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) ist, teilen ihre Erfahrungen und Kenntnisse mit Akteurinnen und Akteuren aus Landwirtschaft, Naturschutz und Verwaltung. So auch Anfang Mai beim Feldtag zur „Biodiversität im Moorgrünland“.

Wie wichtig eine eng mit dem Naturschutz abgestimmte, schonende Mahd für den Biodiversitätsschutz ist, erläuterte Friedrich Birr (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) in seiner Präsentation. So seien, zum Schutz von Amphibien und Insekten und zur schnelleren Regeneration von Pflanzen, schneidende Mahdgeräte rotierenden Mahdgeräten vorzuziehen. Die Flächen des Moorhofer Grünlandhofs werden relativ spät gemäht – erst nachdem 75 Prozent des Bestands in der Samenreife ist und mit minimaler Drehzahl auf Hochschnittkufen (ca. 20 cm). Seit 2023 wird moorschonende Technik vom Brandenburger Agrarministerium über die Richtlinie „Klima-/Moorschutz intensiv“ gefördert.

Eine gezielte Bewirtschaftung von nassem Grünland kann, so Birr, zum Erhalt einer moortypischen Biodiversität beitragen. Diese sollten aber immer naturschutzfachlich begleitet werden, da sich die Art und Umsetzung der Bewirtschaftungsmaßnahmen wie Mahd und Beweidung unterschiedlich auf verschiedene Arten auswirken. Wiesenvögel bevorzugen etwa kurzrasige Strukturen, das seltene Braunkelchen dagegen extensive Flächen.

„Im Niedermoor sitzen wir alle zusammen in einer Wanne“, illustrierte Jana Albrecht (Landschaftsförderverein Oberes Rhinluch). Weshalb der Verein, gefördert über die Richtlinie zur Förderung kooperativer Maßnahmen, die „Kooperative Rhinbogen“ initiierte, die Landwirtschaft und Naturschutz zusammenbringt. Die Kooperative entwickelte ein betriebsübergreifendes Fachkonzept mit biodiversitätsfördernden Maßnahmen, etwa zum Wiesenbrüter-, Kranich- und Amphibienschutz. Es brauche gerade am Anfang viel Zeit für Absprachen und Abstimmungen, gesteht Albrecht, damit die betriebsübergreifenden Maßnahmen wirken können. Wichtig sei deshalb auch, den Mehraufwand für den Biodiversitäts- und Moorschutz finanziell zu kompensieren. Die Kooperative orientiert sich dazu an den Fördersummen der bestehenden Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM).

Bei der anschließenden Exkursion auf das Moorgrünland wurden die Moorraupe und die bodenschonende Schleppertechnik des Demonstrationsbetriebs Moorhofer Grünlandhof sowie die umgesetzten Biodiversitätsmaßnahmen besichtigt. Christin Dammann (Deutscher Verband für Landschaftspflege Brandenburg-Berlin) und Friedrich Birr setzten eine Bodensonde ein, um tiefere, ältere Bodenschichten mit dem Oberboden zu vergleichen. Bei letzterem war die Mineralisierung des Moorsubstrats durch die langanhaltende Entwässerung in der Vergangenheit deutlich erkennbar. Birr empfiehlt deshalb, ganzjährig hohe Wasserstände zu ermöglichen, um den Torfschwund gering zu halten und torfbildende Pflanzenbestände, wie etwa Seggen, zu etablieren.

Hintergrund
Das Modellprojekt Naturschutzberatung Brandenburg ist ein Kooperationsprojekt der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e. V., des Deutschen Verbands für Landschaftspflege, des Landesamts für Umwelt sowie verschiedener Agrarbetriebe. Es läuft noch bis 12/2024.

Das Projekt „Entwicklung, Erprobung und Evaluierung eines übertragbaren Modells einer einzelbetrieblichen Naturschutzberatung im Land Brandenburg“ wird durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg im Rahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums gefördert.

Fotos zum Download (bei Verwendung bitte angeben: FÖL, Eduard Fischer)

Weitere Informationen

Projektwebseite: https://www.naturschutzberatung-brandenburg.de
Portraits der fünf Demonstrationsbetriebe für Naturschutz: https://www.naturschutzberatung-brandenburg.de/demonstrationsbetriebe