Biomilchsektor in Deutschland: Kosten der Erzeuger nur zu 81 % gedeckt
Biomilchsektor in Deutschland: Kosten der Erzeuger nur zu 81 % gedeckt
- Datum 15. November 2024
- Kategorie Branchen-News
Wie aktuelle Berechnungen zu den Produktionskosten und Erzeugerpreisen im Biosektor zeigen, erhielten ErzeugerInnen in Deutschland für das Wirtschaftsjahr 2023/24 im Schnitt einen Preis von 55,55 ct/kg erzeugter Biomilch. Die berechneten Kosten unter Voraussetzung einer fairen Vergütung betrugen jedoch 68,53 ct/kg. Damit fehlten den ErzeugerInnen ganze 19 Prozent zur Kostendeckung.
Im betrachteten Wirtschaftsjahr erzielten die Biomilch-ErzeugerInnen Einnahmen von im Durchschnitt 67,72 ct/kg, davon 55,55 ct/kg über den Milchpreis und 12,17 ct/kg über die Beihilfen. Da die Kosten für die Betriebsmittel und den allgemeinen Betriebsaufwand nach dem Abzug der Rindererlöse 54,25 ct/kg ausmachten, lagen ihre realen Einkünfte lediglich bei 13,47 ct/kg Biomilch.
Das sind nicht mehr als 51 % des Einkommens, das laut Einkommensansatz nach Tarifstandards angemessen wäre. Dieser angemessene Einkommensansatz wurde auf Basis eines durchschnittlichen Stundenlohns von rund 28 Euro (inkl. Arbeitgeberanteile) berechnet. Das Prädikat sozial und wirtschaftlich nachhaltig kann der Biomilchproduktion gemäß dieser Fakten auch im Jahr 2023/24 nicht zugeordnet werden.
Die Ergebnisse zu den Milcherzeugungskosten im deutschen Biomilchsektor stammen vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) und werden jährlich aktualisiert.
Bio-Milch-Marker-Index (Bio-MMI)
Der Bio-Milch-Marker-Index (Bio-MMI) zeigt die Entwicklung der Milcherzeugungskosten im Biobereich auf. Für das Wirtschaftsjahr 2023/24 hat der Bio-MMI einen Wert von 107, d. h. die Produktionskosten für deutsche BiomilcherzeugerInnen sind 7 % höher als im Basisjahr 2020/21 (2020/21 = 100). Im Vergleich dazu lag der MMI für Biomilch im Wirtschaftsjahr 2017/18 bei 95 Punkten, was bedeutet, dass die Kosten seitdem um 12 Indexpunkte gestiegen sind.
Preis-Kosten-Ratio (Unterdeckung)
Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit die gezahlten Erzeugerpreise die Milchproduktionskosten auf biologischen Milchviehbetrieben decken. Für das Wirtschaftsjahr 2023/24 haben die ErzeugerInnen nur 81 % ihrer Produktionskosten über den Milchpreis erwirtschaftet; die Unterdeckung der Kosten betrug somit 19 %.
Studie zu den Produktionskosten acht wichtiger Milcherzeugungsländer
Nicht nur für die ökologischen, sondern auch für den Durchschnitt aller Milchviehbetriebe werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt. Auch dort wird deutlich, dass MilcherzeugerInnen keine kostendeckenden Milchpreise erhalten.
Die Berechnungen der Milchproduktionskosten für Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Litauen, Luxemburg und die Niederlande für das Jahr 2019 finden Sie hier sowie eine Aktualisierung für das Jahr 2021 mit einer Aussicht für das erste Quartal 2022 hier und die Aktualisierung für Deutschland, Dänemark, Belgien, Litauen und Luxemburg für 2022 hier sowie hier für das Jahr 2023 die Zahlen für Deutschland, Niederlande, Luxemburg sowie den EU-Durchschnitt.
Kosten der Milchproduktion chronisch unterdeckt – was schafft Abhilfe?
Das European Milk Board schlägt unter anderem eine EU-Rechtsvorschrift vor, die zu Preisen oberhalb der Kosten verpflichtet, sowie die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments, um der chronischen Unterdeckung entgegenzuwirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale durch eine Anpassung der Produktion.
Hintergrund
Das European Milk Board (EMB), der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) und die MEG Milch Board haben das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) beauftragt, die Erzeugungskosten für Biomilch zu untersuchen und jährlich zu aktualisieren.
Diese Analysen stellen eine wichtige Ergänzung zu dem seit 2013 erscheinenden Milch-Marker-Index (MMI) und den vom EMB herausgegebenen Gutachten zu den allgemeinen Milcherzeugungskosten in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten dar.
Kontakt
European Milk Board asbl
Rue de la Loi 155
1040 Brüssel
Tel.: +32 2808 1935
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
https://www.europeanmilkboard.org